Im Herzen des Chan-Buddhismus liegt das Ziel, Körper und Geist von ihrem Zustand der Verwirrung und Unausgewogenheit zu befreien und sie in einen Zustand des Geistes zu führen, der "No-Mind" oder "Nicht-Denken" genannt wird. Dies geschieht durch das Loslassen des Festhaltens am Ego und der Illusion der Dauerhaftigkeit des Selbst und der Phänomene.
Der sechste chinesische Chan-Patriarch, Huineng (638-713), beschrieb dies treffend: "Seit jeher haben alle Lehren 'No-Mind' (oder 'Nicht-Geist') als zentrale Lehre, 'No-Form' als Substanz und 'No-Attachment' als Grundlage etabliert. 'No-Form' ist von der Form getrennt, obwohl es mit ihr verbunden ist. 'No-Mind' ist nicht Nicht-Denken, obwohl es in Gedanken ist. 'No-Attachment' ist die ursprüngliche Natur des Menschen."
Diese "Neins" gehen oft tiefer als die Vorstellung von "No-Self" oder der Substanzlosigkeit des Selbst. Beim Üben ist der "gewöhnliche Geist" der Weg, wie Chan-Meister Mazu betonte. Ob du gehst, stehst, sitzt oder liegst, alles ist Chan-Praxis. Er lehrte, dass der Bodhisattva-Pfad weder der Weg der gewöhnlichen Menschen noch der Weisen ist. Man sollte nicht absichtlich für Gewinn üben oder sich auf richtig oder falsch, Greifen und Ablehnen einlassen. Das nannte er den "gewöhnlichen Geist".
Der Weg des gewöhnlichen Geistes:
Der "gewöhnliche Geist" ist der Zustand des Alltagsverstandes, frei von künstlichen Konstruktionen und Erwartungen. Es ist der Geist, der im Hier und Jetzt präsent ist, ohne sich in Gedanken über die Vergangenheit oder Zukunft zu verlieren.
Im Chan-Buddhismus geht es nicht darum, den Geist zu kontrollieren oder zu unterdrücken, sondern darum, ihn zu befreien. Indem wir uns der natürlichen Klarheit und Offenheit unseres Geistes bewusst werden, lösen wir uns von den Fesseln der Verwirrung und des Leidens.
Praxis im Alltag:
Chan-Praxis kann in jede alltägliche Aktivität integriert werden. Ob du kochst, putzt oder mit anderen Menschen interagierst, sei dir deiner Gedanken, Gefühle und Handlungen bewusst. Beobachte deine Reaktionen auf Situationen ohne Urteil.
Mit der Zeit wirst du feststellen, dass dein Geist ruhiger und klarer wird. Du entwickelst ein tieferes Verständnis für dich selbst und die Welt um dich herum. Du lernst, mit Mitgefühl und Weisheit zu handeln und befreist dich so von den Fesseln des Leidens.
Während viele spirituelle Traditionen Wege zur Selbsterkenntnis und Selbsterfindung anbieten, hebt sich die Lehre Buddhas durch ihren kompromisslosen Fokus auf die Befreiung von Leid und dem Erreichen der Erleuchtung ab.
Im Zentrum des Buddhismus stehen die Vier Edlen Wahrheiten, die das universelle Leiden der Menschheit aufdeckt und den Weg zur Befreiung aufzeigt. Durch die Erkenntnis der Unbeständigkeit, des Leidenscharakters und der Nicht-Ich-Natur aller Phänomene erlangen wir tiefes Verständnis der Ursachen unseres Leidens.
Der Achtfache Pfad bietet eine praktische Anleitung zur Befreiung aus dem Leidenskreislauf. Mit ethischer Disziplin,geistiger Schulung und Weisheit erlernen wir die Kontrolle über unsere Gedanken, Worte und Taten und entwickeln ein Leben in Achtsamkeit und Mitgefühl.
Die Lehre Buddhas unterscheidet sich von anderen spirituellen Pfaden durch ihre Betonung der Eigenverantwortung und des individuellen Erwachens. Es gibt keinen externen Retter oder Gott, der uns erlösen kann. Vielmehr liegt es in unserer eigenen Hand, durch Erkenntnis und Praxis die Fesseln des Leidens zu lösen.
Die Erleuchtung im Buddhismus ist nicht ein fernes, unerreichbares Ziel, sondern ein Zustand vollkommener Weisheit und Mitgefühl, der jedem Wesen innewohnt. Durch die Beseitigung von Unwissenheit und Verblendung können wir unser wahres Selbst, die Buddha-Natur, erkennen und in vollkommenem Frieden und Freiheit leben.
Der buddhistische Weg ist ein Weg der stetigen Transformation und des Wachstums. Durch die kontinuierliche Auseinandersetzung mit den Lehren Buddhas und die Anwendung seiner Praxis in unserem täglichen Leben nähern wir uns Schritt für Schritt der Erleuchtung und befreien uns von den Fesseln des Leidens.
Der Weg ist das Ziel!
Buddha sagte einmal: "Der Geist ist die Quelle aller Verwirrung."
"Fürchte dich nicht vor der Verwirrung außer dir, aber vor der Verwirrung in dir."
- Friedrich von Schiller -
Wer nicht überzeugen kann, sollte wenigstens Verwirrung stiften
- Deutsches Sprichwort -
"Die verbitterten Gesichtszüge eines Mannes sind oft nur die festgefrorene Verwirrung eines Knaben."
- Franz Kafka -
"Wenn der Teufel die Menschen in Verwirrung bringen will, bedient er sich dazu der Idealisten."
- Niccoló Machiavelli -
Das Schlechte macht' ich krumm,
Das Krumme macht' ich schlecht,
Drei Sachen nährten mich:
Verwirrung, Zank und Recht.
- Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau -
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