Die Wahrheit jenseits von Meinungen und Vorstellungen

Geschrieben am 10.03.2025
von SR


Im Chan-Buddhismus gibt es ein berühmtes Gedicht des dritten Patriarchen des Buddha, vom Meister Seng, mit dem Titel „Verse des Glaubensgeistes“.

Eine zentrale Passage darin lautet: „Suche nicht nach der Wahrheit, sondern höre auf, Meinungen zu schätzen.“

Diese Aussage widerspricht dem, wie die meisten Menschen nach Erkenntnis streben. Normalerweise versuchen wir, die Wahrheit durch aktives Suchen zu finden, doch Patriarch Seng fordert uns auf, diesen Drang loszulassen.



Auf den ersten Blick scheint das paradox: Wie kannst Du die Wahrheit finden, ohne danach zu suchen? Wie kannst Du Erleuchtung oder Glück erreichen, wenn Du sie nicht aktiv anstrebst?

Die Antwort liegt darin, dass die Wahrheit kein Objekt ist, das Du außerhalb von Dir finden kannst. Sie existiert nicht „dort draußen“ und ist auch nicht etwas, das Du greifen oder besitzen kannst. Wahrheit ist weder innen noch außen – diese Unterscheidungen sind lediglich Konstrukte des Geistes, ohne eigene Realität.


Patriarch Seng wusste, dass die Suche nach Wahrheit oft wie ein Hund ist, der versucht, seinen eigenen Schwanz zu fangen.

Der Hund besitzt seinen Schwanz bereits, doch er glaubt, ihn jagen zu müssen. Ähnlich verhält es sich mit der Wahrheit.

Was uns hier nahelegt wird, ist, die Bindung an Gedanken, Vorstellungen und Überzeugungen loszulassen. Der Versuch, etwas zu suchen, setzt voraus, dass Du bereits ein inneres Bild davon hast, wonach Du suchst. Doch dieses Bild ist nur eine Idee, ein Konstrukt Deines Geistes, und kann daher niemals die Wahrheit selbst sein. Aus diesem Grund sagt er: „Höre auf, Meinungen zu schätzen.“ Damit meint er nicht, dass Du keine Gedanken haben darfst, sondern dass Du ihnen keinen übermäßigen Wert beimessen sollst.



Wenn Du Dich zu stark an Deine Gedanken bindest, erschaffst Du ein falsches Selbst, ein Konstrukt, das auf Illusionen basiert.

Dieses falsche Selbst lebt von der Wertschätzung und Anhaftung an Überzeugungen und Ideen. Doch sobald Du erkennst, dass keine Deiner Vorstellungen über Dich selbst oder die Welt tatsächlich real ist, beginnst Du, Dich von diesen Illusionen zu lösen.

Der Weg ist das Ziel!



Ein passendes Zitat von Buddha lautet:

„Im Festhalten liegt Leiden. Im Loslassen liegt Freiheit.“

Dieses Zitat unterstreicht, dass wahre Befreiung und Erkenntnis erst dann möglich sind, wenn Du aufhörst, Dich an Gedanken, Meinungen oder Vorstellungen zu klammern. Es ist ein Schlüssel zur Überwindung von Illusionen und zum Erwachen.



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