Bewußtsein in Stufen Teil 2 -

Geschrieben am 07.01.2025
von SR


Im ersten Teil dieser Folge habe ich darüber gesprochen, wie der Anfang einer buddhistischen Reise sein muss oder sollte. 

Heute soll es um die weiteren Schritte gehen, um die Konzentration, die wichtig ist dabei, um die Achtsamkeit und überhaupt um die Meditation. 

Im Chan-Training spielt die Schulung der Konzentration eine zentrale Rolle. 

Dabei richtest du deinen Geist intensiv auf ein bestimmtes Objekt oder Thema. 

Das kann ein Gedanke, ein Gefühl, ein körperlicher Prozess wie etwa das Atmen, ein Konzept, ein Bild oder eine Erfahrung sein.  Diese bewusste Fokussierung stärkt deine Fähigkeit zu reflektieren, wahrzunehmen und achtsam im Moment zu verbleiben. 

In dieser Übung lernst du dann, den sogenannten Affen in deinem Geist zu beruhigen und das sprunghafte Denken, das sich in deinen inneren Empfindungen so behindert, abzustellen. 



Ein chaotischer Geist führt oft dazu, dass wir Emotionen unterdrücken, die wir nicht verarbeiten können oder wollen. 

Die Methoden des Chan, die auf Konzentration beruhen, helfen dabei, diese verdrängten Gefühle ins Bewusstsein zu bringen. 

Sobald sich dann der Geist öffnet, können alte, unangenehme Emotionen wie Angst, Wut, Trauer oder Scham auftauchen. 

Positive Gefühle hingegen bleiben meist präsent, da wir sie seltener verdrängen. 

Dabei geht es darum, die aufkommenden Emotionen immer bewusst wahrzunehmen, ohne sich an sie zu klammern oder sie weiter zu unterdrücken. 

Manchmal kann dieser Prozess sehr intensiv sein. 

Wenn die angestauten Emotionen stark genug sind kommt es möglicherweise zu emotionalen Ausbrüchen.  Weinen oder andere Ausdrucksformen sind nichts Ungewöhnliches. 

Doch genau hier liegt die Befreiung. 


Indem diese Gefühle endlich ans Licht kommen können, verlieren sie ihre Macht über dich. 

Was einst verborgen war und dich unbewusst belastet hat, löst sich auf und der Geist wird klarer, stabiler und eben konzentrierter.  Im Buddhismus wird dies als ein entscheidender Schritt zur Selbstheilung angesehen. 

Die Last der unterdrückten Emotionen fällt von dir ab und ein tiefes Gefühl der Leichtigkeit und Erleichterung entsteht in dir. 

Dein Geist wird geschärft und du fühlst dich mehr im Einklang mit deinem inneren Selbst

Die ganzen neurotischen Muster, die du dir über die Jahre angewöhnt hast, die dich zuvor festgehalten haben,  die beginnen sich zu lösen und verschwinden. 

Jetzt, in dieser Stufe dieser Praxis erlebst du, wie Heilung und innere Klarheit sich endlich entfalten.  Du spürst eine tiefgreifende Transformation, die dich auf den Weg führt, freier, ausgeglichener und bewusster zu leben. 

Ein wesentlicher Schritt auf der Reise des Chan hin zur persönlichen Erleuchtung



Auf die Basis der Konzentration baut sich die Kontemplation auf. 

Obwohl sich beide Aspekte häufig parallele entwickeln,  wird es ohne eine solide Grundlage in der Konzentration schwerfallen, wahre Kontemplation zu erleben. 

Diese tiefere Form der meditativen Praxis kann schließlich zu Einsichten führen, die im Buddhismus beschrieben werden. 

Direkte Erfahrungen der Erleuchtung eben. 

Wenn du durch die Praxis der Konzentration, wie zum Beispiel das Zählen deiner Atemzüge,  deinen Geist fokussierst, wirst du feststellen, dass Momente der Kontemplation ganz natürlich immer öfter auftauchen.  Während du deinen Atem beobachtest, merkst du vielleicht, dass der Atem nicht länger von dir kontrolliert wird, sondern wie von selbst geschieht. 

Dein Geist wird zum Zeugen dieses Prozesses, anstatt wie früher aktiv einzugreifen. 

In diesem Zustand verschiebt sich dann deine Perspektive



Was einst das Objekt deiner Aufmerksamkeit war, wird nun zu einem Akteur, während du nur beobachtest und darauf reagierst. 

Diese Haltung des bewussten Beobachtens ohne absichtliches Eingreifen ist der Kern der Kontemplation.  Zunächst wird es schwierig sein, diesen Zustand auch zu halten. 

Unser Geist neigt dazu, die Erfahrung sofort zu bewerten und zu analysieren. 

Sobald du damit beginnst, dich in Gedanken darüber zu verlieren,  dann reißt dieser Strom. 

Es ist ein sehr reflexiver Prozess aus der Kontemplation

Trotzdem wirst du durch fortlaufendes Üben immer häufiger und länger in diesen Zustand eintreten können. 



Es ist wichtig, diese Momente der Kontemplation nicht zu überschätzen. 

Viele Menschen verwechseln ihre ersten Erfahrungen in dieser Praxis mit der Erleuchtung selbst. 

Doch obwohl Kontemplation der Türöffner zu Erleuchtungserlebnissen sein kann,  ist sie nicht das Ziel.  Stolz auf solche Erlebnisse oder Selbstbeweihräucherung können das weitere Voranschreiten auf diesem Weg blockieren. 

Der Buddhismus lehrt, dass alle Erfahrungen, selbst die tiefsten, letztlich losgelassen werden müssen, um das Ego nicht zu stärken. 

Kontemplation ist somit ein Prozess des Loslassens, der dich von Bewertungen, Absichten und Vorstellungen befreit. 

Mit Geduld und Hingabe eröffnet sich ein Raum, in dem tiefere Einsichten erst entstehen können. 

Dieser Zustand bringt dich dem Verständnis deiner wahren Natur näher und führt dich Schritt für Schritt auf den Weg zur Erleuchtung. 

Im dritten und letzten Teil dieses Textes wirst du in einigen Tagen erfahren, wie dann die Meditation den Abschluss deiner Reise zur Erleuchtung bieten wird. 

Buddha sagte in diesem Zusammenhang einmal: "Dein schlimmster Feind kann dir nicht so viel Schaden zufügen, wie deine eigenen, unkontrollierten Gedanken. "



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